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"Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen!"

George Santayana

Kriegsende

Die letzten Kriegstage in Uelzen im April 1945


1. Die Eroberung der Stadt durch britische Truppen am 18.4.1945


Noch heute lösen die Ereignisse der letzten Kriegstage in und um Uelzen heftige Kontroversen aus. (Welche Rolle spielte die militärische Führung Uelzens wie u.a. Major Fronzek, Oberst Lüders, General Unrein bei der Entscheidung, Uelzen zu verteidigen, welche Bedeutung kommt bei dieser Frage dem letzten Kreisleiter Schneider zu, verstießen die britischen Truppen bei der Besetzung Uelzen gegen elementare Regeln der Haager Landkriegsordnung usw.)
Die Einnahme der Stadt durch britische Truppen bedeutete zwar das Ende des schrecklichen Krieges vor Ort, war aber wegen der Weigerung Uelzens zu kapitulieren, mit starken Zerstörungen und großem persönlichen Leid der Zivilbevölkerung verbunden.

Die Geschichtswerkstatt Uelzen hatte sich schon in den letzten Jahren mit verschiedenen Kapiteln nationalsozialistischer Herrschaft in der Stadt und dem Landkreis beschäftigt. So lag es nahe, sich auch näher mit dem Thema "Kriegsende in Uelzen" zu befassen. In diesem Zusammenhang entstand die Idee für einen Film, der nach über zweijähriger Arbeit am 13. November 2007 im Rathaus der Stadt Uelzen gezeigt wurde.

Die Grundlage des Films bildet das Rohfilm- und Fotomaterial, das seinerzeit von britischen Kriegsberichtserstattern gemacht wurde. Auf Anregung von Lutz König (Uelzen) gelang es 1982 Horst Hoffmann (Uelzen), dieses Material im Archiv des Londoner Imperial War Museums ausfindig zu machen und eine Kopie zu erwerben. Das Filmteam um Ulla Busse und Jürgen Kruse ( beide Geschichtswerkstatt Uelzen) ordnete das Filmmaterial chronologisch und ergänzte es mit Aussagen von Zeitzeugen und Sachverständigen.

Zuvor reisten Jürgen Kruse und Dietrich Banse (Geschichtswerkstatt Uelzen) nach England und fanden weitere Dokumente im Imperial War Museum und dem National Archive. Ulla Busse (Geschichtswerkstatt Uelzen) besuchte 2006 Herrn Intres, ehemaliger Häftling des Außenlagers Uelzen, KZ Neuengamme in seiner Heimatstadt Den Haag (Niederlande). Zusammen mit ihrem Mann befragte sie Herrn Intres insbesondere zu den letzten Kriegstagen im Außenlager Uelzen. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst in Hannover stellte zudem Kopien von Luftbildaufnahmen zu Verfügung, die dank digitaler Filmbearbeitung eine vorzügliche zeitliche und lokale Orientierung der einzelnen Ereignisse ermöglichen. So ist ein Dokumentarfilm von ca. 45 Minuten Länge entstanden, der ein umfassendes Bild von der Einnahme Uelzens gibt und auch weitere Ereignisse, wie die Erschießung des Hauptmannes Marquardt und der gewaltsame Abtransport der Insassen des Außenlagers Uelzen KZ Neuengamme in das Hauptlager, anspricht. Der Film kann vielleicht zu einem besseren Verständnis der historischen Zusammenhänge führen und ist für den Einsatz in der Schule geeignet. Pressebericht

Die DVD kann im Uelzer Buchhandel und im Fremdenverkehrsverein/Infoshop (neues Rathaus) für 10€ erworben werden!

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2. Die Ermordung Hauptmann Marquardts am 15.4.1945 in Uelzen

Am 15.4.1945 wurde Marquardt durch ein Standgericht zum Tode verurteilt. Man warf ihm Befehlsverweigerung und Fahnenflucht vor, Beschuldigungen, die sich auf Grund späterer Zeugenbefragungen als haltlos erwiesen. Die Hinrichtung erfolgte vielmehr, um einen Kritiker einer sinnlosen Verteidigung Uelzens auszuschalten. Am 15.4.2005 wurde im Rahmen einer Gedenkfeier an die Ermordung des Hauptmanns Marquardt vor genau 60 Jahren erinnert. Die Feierlichkeiten begannen vormittags mit einem Gedenkgottesdienst und anschließender Gedenksteinenthüllung am Gelände des ehemaligen "Clubhauses" und endeten am Abend mit einer offiziellen Veranstaltung im Rathaus Uelzen, auf der Dietrich Banse sich detailliert mit dem Geschehnissen um den 15.4.1945 befasste und zu dem Schluss kam, dass die standrechtliche Erschießung des Hauptmanns ein bloßer Willkürakt war. Nach Ende der Gedenkfeier im Rathaussaal eröffnete Dietrich Banse im Foyer die Ausstellung der Geschichtswerkstatt zum Thema "Kriegsende in Uelzen" Die Ereignisse um den Einmarsch der Alliierten und die Zerstörung der Stadt wurden chronologisch aus der Sicht Uelzener Bürger ( die leidtragende Zivilbevölkerung ), britischer Soldaten ( die "Eroberer") und deutscher Soldaten ( die "Verteidiger")dargestellt. Weitere Schautafeln zeigten Straßen und Häuser Uelzens vor bzw. nach der Zerstörung sowie in ihrer heutigen Erscheinung. Eine Schautafel war Hauptmann Marquardt gewidmet

Pressebericht1 - Pressebericht 2 - Pressebericht 3

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3. Der gewaltsame Abtransport von 500 Häftlingen des Außenlagers Uelzen KZ Neuengamme

2005 war die Geschichtswerkstatt mit Vorbereitungen für verschiedene Veranstaltungen anlässlich des Kriegsendes vor 60 Jahren beschäftigt. Pressebericht Der 15.4.05 wurde maßgeblich dem Gedenken der Erschießung des Hauptmanns Marquardt gewidmet. Er begann vormittags mit einem Gedenkgottesdienst und anschließender Gedenksteinenthüllung am Gelände des ehemaligen "Clubhauses" und endete am Abend mit einer offiziellen Veranstaltung im Rathaus Uelzen, in dem im Anschluss die Ausstellung der Geschichtswerkstatt zum Thema Kriegsende eröffnet wurde. Die Ereignisse um den Einmarsch der Alliierten und Zerstörung der Stadt wurden chronologisch aus unterschiedlichen Sichtweisen dargestellt. Schautafeln zeigten unter anderem Photos der Stadt Uelzen vor und nach der Zerstörung sowie aus der heutigen Zeit. Eine Schautafel war Hauptmann Marquardt gewidmet und als weiteres wurden einige persönliche Erinnerungsstücke von Uelzener Bürgern ausgestellt. Pressebericht 1 - Pressebericht 2 - Pressebericht 3 Am 17.04.05 fand im Ratssaal der Stadt Uelzen ein "Erzählcafe" statt. Auf dieser Veranstaltung, an der eigentlich auch ein ehemaliger britischer Soldat teilnehmen sollte, berichtete Herr Intres, ehemaliger KZ-Häftling, von der erhofften Befreiung durch britische Truppen, die dann leider doch nicht erfolgte. Uelzener Volkssturmmänner zwangen die Häftlinge in einen bereitstehenden Güterzug zu steigen, um sie zurück in das KZ Neuengamme zu bringen. Herr Meyerhoff berichtete aus der Sicht eines 18-jährigen Soldaten, der mit großem Engagement an den Kämpfen rund um Uelzen teilgenommen hatte, von Straßen- und Häuserkämpfen in Veerßen Am 18.04.05 fand die offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Uelzen und der Pfadfinder zum Kriegsende statt. In der Gedenkveranstaltung, die für viele der Teilnehmer sehr bewegend war, wurden zahlreiche Gäste begrüßt: Theo Broer-Intres, sprach vor dem Publikum für seinen anwesenden Schwiegervater Lambertus Intres . Ebenfalls begrüßt wurde Christine Reichert, die Tochter eines deutschen Sinti, der zwar die Lagerzeit überlebte, aber sich bis zum Ende seines Lebens von den psychischen und physischen Belastungen der Haft zeit nicht erholte. Weiterhin stellte der Journalist Axel Schröder eine CD vor, die in Zusammenarbeit mit Dietrich Banse entstand und zahlreiche Zeitzeugeninterviews zum "Kriegsende in Uelzen" enthält. Pressebericht 1 Pressebericht 2
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